12.08.2025
Nicht jeder von uns verfügt über eine Fotoausrüstung, die digitales Focus Stacking bzw. Focus Bracketing bereits in der Kamera anbietet. Einige Kamerasysteme können zwar Bildstapel erstellen, bei denen der Focus jeweils automatisch verschoben wird, andere sind sogar in der Lage, diese Bildstapel anschließend sogar zu einem fertigen, in allen Bereichen scharfen Bild zusammenzufügen.

In Josef`s Bierhäusle haben wir uns zusammengesetzt, um Alternativen zu erörtern, die es uns ermöglicht, auch ohne diese speziellen Kamerafunktionen und ohne teure Software Fotos zu erzeugen, die eine durchgehende Tiefenschärfe aufweisen.
Vor diesem Hintergrund entstand der Titel unseres Workshops „Focus Stacking für Arme“.
Der Wunsch nach großer Tiefenschärfe ist so alt, wie die Fotografie selbst. Insbesondere bei Makroaufnahmen, aber auch in der Werbe-, Architektur-, Landschafts- und Foodfotografie wird oft jede Menge Schärfe benötigt. Leider ist nicht immer genügend Licht vorhanden, um eine kleine Blende (großer Blendenwert) einzustellen. Aber auch dann, wenn hierfür ausreichend Licht zur Verfügung stehen sollte, macht uns letztlich die sog. „Beugungsunschärfe“ einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der starken Lichtbrechung legt sich nämlich, je nach Blendenwert eine leichte bis starke Unschärfe über das gesamte Bild. Da nützt uns auch das Plus an Tiefenschärfe nichts mehr, wie wir im Workshop gesehen haben. Ab wann sich diese Beugungsunschärfe störend bemerkbar macht, hängt auch von anderen Faktoren, wie Motiv, Kamerasystem, Lichtverhältnisse usw. ab. Die „förderliche Blende“, also das optimale Verhältnis von Schärfe und Tiefenschärfe, muss für jedes verwendete Objektiv in einer Versuchsreihe ermittelt werden.

Die Lösung für dieses Tiefenschärfe-Problem ist Focus Stacking. Bei diesem Verfahren werden mehrere (viele) Einzelbilder erstellt, bei denen jeweils der Focus geringfügig verschoben wird. Zum Schluss werden alle so entstandenen Bilder zu einem einzigen Bild zusammengerechnet. Dabei werden jeweils nur die scharfen Bildteile berücksichtigt.
Solche Bilderreihen lassen sich auch manuell erstellen. Es wird nicht unbedingt ein Stativ oder ein Makroschlitten benötigt um Fotos später deckungsgleich übereinanderlegen zu können. Kleinere „Unsauberkeiten“ erledigt die Software. Wir haben im WS gesehen, dass auch kostenlose Stacking-Software sehr leistungsstark sein kann.
Aber auch ganz ohne Stacking-Software lassen sich unscharfe durch scharfe Bereiche eines anderen Fotos ersetzen. In der Praxis ist es ohne weitere Hilfsmittel, wie Stativ u.a. nicht immer einfach, annähernd deckungsgleiche Einzelfotos zu machen. Meist sind diese soweit „verschoben“, dass auch die teuerste Software diese nicht mehr zusammenrechnen kann. Fast jede Bildbearbeitungs-Software ist heute jedoch in der Lage, Bilder manuell deckungsgleich übereinander zu lagern, Mittels Stempelwerkzeug oder im Wege der Ebenenbearbeitung und Maskenerstellung ermöglichen fast alle Programme das Zusammenführen der scharfen Bildteile manuell durchzuführen. Anhand kostenloser Bildbearbeitungs-Software konnten wir uns davon überzeugen, dass ein durchgehend scharfes Foto mit nur wenigen Arbeitsschritten möglich ist. Voraussetzung ist jedoch, dass der Fotograf im Moment der Aufnahme daran denkt, ca. zwei bis drei Aufnahmen mit unterschiedlichen Focus-Punkten zu machen.
Joachim Kuhni